Zusammenfassung:
Als mich Bernd im Spätsommer fragte, ob ich mit kommen will, zehn
Tage auf Langlaufskiern auf dem Kungsleden (Königsweg) in Lappland
von Hütte zu Hütte zu laufen, bis zu Knien im Schnee zu spuren und
mit dem Risiko, wegen widriger Wetterverhältnisse bei minus 30 Grad
auch mal im Schneeloch zu übernachten und das zu einem Zeitpunkt
minimaler Sonnenscheindauer und unbewirtschafteter Hütten, habe ich
nicht gleich mit Euphorie zugestimmt. Nachdem ich einige Berichte im
Internet gelesen hatte, konnte ich mir vorstellen, dass das eine
tolle Herausforderung ist, die auch Spaß machen kann. Gedacht -
getan. Für alle, die das nach machen wollen hier einige Tipps:
a) Ausrüstung: Backcountry Langlaufskier mit scharf
geschliffenen Kanten (wegen der Eisflächen), in der Länge
verstellbare Skistöcke bester Qualität (!), Schuhe mit hohem Schaft,
Schlafsack bis minus 30 Grad, Biwaksack, Sturmhaube, Skibrille,
Funktionsunterwäsche, Stirnlampe, Kerzen, Teelichter,
Ersatzbatterien, .....
b) Navigation: Karten 1:50.000 in Schweden bestellen,
abschnittsweise als Backup einscannen und auf wasserfestem Papier
ausdrucken, Kompass. GPS-Gerät, Achtung! Das Gitternetz der
schwedischen Karten ist ein anderes! Track vorher planen und auf das
Gerät spielen. Genauigkeit vor Ort sofort testen! 300 m Abweichung
können tödlich sein!
c) Kommunikation: Satellitentelefon ausleihen empfehlenswert.
Nur IRIDIUM, kein Thuray, da meistens kein Sichtkontakt zu den zwei
Satelliten. Die Funktion der Nottelefone in den Hütten ist nicht
immer gewährleistet! Handyprovider sollte einen Vertrag mit Thalia-S
haben. d) Kondition: mindestens zwei Monate vorher mit
Konditionstraining beginnen. Rucksackgewicht langsam auf Zielgewicht
von ca. sechzehn Kilo steigern.
Schon früh im Herbst begannen wir drei mit den Vorbereitungen für
unseren zehntägigen Trip auf dem Kungsleden im schwedischen
Lappland. Das Abenteuer sollte Anfang Februar beginnen, zu einem
Zeitpunkt, an dem die Hütten auf der Route noch nicht bewirtschaftet
sind. Da ist die Wahrscheinlichkeit einem Touristen oder
Schneescooter zu begegnen sehr gering. Dafür gibt es keine
Platzprobleme in den Schutzräumen der Hütten des STF (Svenska
Turistföreningen). Das heißt aber auch, dass wir die Verpflegung für
die zehn Tage mitnehmen und auch tragen müssen. Manche ziehen es
vor, ihr Hab und Gut in einer Aluminiumwanne (Pulka) hinter sich her
zu ziehen, doch meine erfahrenen Partner haben dringend davon
abgeraten. Sie hatten Recht! In dem Gelände in dem wir uns bewegt
haben wäre dies ein Horror gewesen. Die Route, die Bernd, der alle
Wege und Schutzhütten schon kannte, gewählt hat, wich etwas vom
Standard ab. Wir wollten nicht auf dem mit Andreaskreuzen
gekennzeichneten Kungsleden (Königsweg) über den Tjekta-Pass laufen,
sondern wählten den etwas "seniorengerechteren" Weg über Vistas und
Nallo.
Freitag, 29. Januar 2010 - Flug Stuttgart - Kiruna
Kurz vor elf trafen wir uns, vollgepackt mit Rucksack, Ski und
kleinem Handgepäck am Flughafen Stuttgart. Die Skier haben wir -
drei in einem Sack - als Sondergepäck aufgegeben. Zum Glück hatte
das starke Schneetreiben der Vortage, das zu einigen Flugausfällen
geführt hatte rechtzeitig aufgehört, sodass wir pünktlich abfliegen
konnten. Über München und Stockholm sind wir nach zwölf nicht enden
wollenden Stunden in Kiruna gelandet. Als wir in Stockholm den
Flieger wechselten, hat es so stark geschneit, dass wir Sorge
hatten, da übernachten zu müssen. Wir hatten Glück. Nach dem
Enteisen der Tragflächen hob der Vogel etwas verspätet mit an die
zweihundert Passagieren an Bord ab in die dunkle Nacht. Die Landung
war perfekt und die Passagiere hasteten zur Gepäcksausgabe. Die Eile
war berechtigt, denn nur wir wussten offensichtlich nicht, dass
Taxis in Kiruna Mangelware sind. So machten wir erst mal
Bekanntschaft mit Warten auf ein Taxi bei minus 25 Grad. Ganz schön
kalt, besonders in den Zehen! Wir hatten ja noch unsere Ausgehsachen
an. Nachdem alle Fahrzeuge, die kamen ofensichtlich bestellt waren,
erinnerte ich mich an ein gelbes Telefon im Flughafengebäude an dem
TAXI stand. Bernd, der des Schwedischen und Englischen mächtig war
hat dann auch ein Taxi für uns geordert - wir waren fast die letzten
- das nach fünfzehn Minuten auch kam und uns zum Hotel brachte.
Erleichtert fielen wir in die weichen Ledersessel und ließen den
Abend im Empfangsraum des Hotels bei Bier ausklingen. So gut und
tief habe ich schon lange nicht mehr geschlafen.
Samstag, 30. Januar 2010 Kiruna - Abisko - Abisko Tourist
Station (5km)
Nach einem köstlichen und ausreichenden Frühstück mit schwedischen
Heringssalaten, Knäckebrot, Butter und Marmelade, Ham and Eggs hätte
es auch noch gegeben, schlendern wir noch einen kurz über den
Hauptplatz von Kiruna. Die Geschäfte sind um neuen zum Glück noch
alle geschlossen, sodass der Erkundungstrip nur von kurzer Dauer
ist. Das Thermometer zeigt minus 24 Grad und ein eisiger Wind
wirbelt den lockeren Pulverschnee durch die Gassen. Das sind
gefühlte 35 Grad. Fotografieren vergeht einem bald, denn nach
wenigen Minuten sind die Finger steif und blau und freuen sich auf
die doppelten Handschuhe. Zurück zum Hotel schnappen wir unsere
Rucksäcke und Skier und gehen Richtung Bahnhof. Dort warten schon
einige Fahrgäste, darunter nicht wenige asiatischen Aussehens, auf
den Zug nach Narvik. Pünktlich verlassen wir die warme Bahnhofshall
und gehen auf den Bahnsteig. Keiner folgt uns. Seltsam! Zehn Minuten
über der Zeit gehen wir wieder zurück in die warme Stube, um zu
erfahren, dass der Zug voraussichtlich eine Stunde später als
geplant eintreffen wird. Das passt überhaupt nicht in unseren Plan,
da wir gleich nach der Ankunft in Abisko los laufen wollten. Nach
kurzer Abwägung der Möglichkeiten, entschließen wir uns für teures
Geld ein Taxi zu nehmen. Der junge Mann am Empfang des nahe
gelegenen Hotels ist so freundlich uns das Taxi zu bestellen, da wir
nirgends die Nummer einer Taxizentrale finden konnten. Nach einer
viertel Stunde können wir unsere riesigen Rucksäcke und Skier im
Auto verstauen und mit 100 Sachen geht es auf spiegelglatter Strasse
nach Abisko. Die Fahrt ist abenteuerlich, denn immer wenn eine
großer Laster entgegenkommt ist die Sicht wegen des aufgewirbelten
Schnees für Sekunden gleich null. Nach einer Stunde Fahrt setz und
der Taxifahrer am Bahnhof in Abisko ab. Jetzt geht es los. Einige
hundert Meter hinter den Geleisen beginnt der Winterweg. Das GPS
noch schnell eingeschaltete, Position gecheckt, passt. Beim Laufen
ohne Skier muss man höllisch aufpassen, denn das ganze Nest scheint
vereist zu sein. Offensichtlich hatten die vergangene Woche
Temperaturen über dem Gefrierpunkt. Mit den Skiern an den Füßen geht
es schon etwas besser, wenngleich sehr ungewohnt. Jetzt müssen wir
nur noch den mit Andreaskreuzen gekennzeichneten Winterweg finden.
An der ersten Kreuzung im Gelände stellt sich schon die gute Frage -
links oder rechts? Das GPS zeigt uns an, dass in ca. 100m Entfernung
der Winterweg ist. Also quer durch das Gestrüpp und siehe da, er ist
tatsächlich da. Damit hat sich die tagelange Beschäftigung mit der
Feinheiten der GPS-Navigation gelohnt. Karten in Schweden bestellen,
einscannen, auf das Schwedische Gitternetz justieren, Waypoints
definieren und alternative Routen aus dem Internet herunterladen. Es
gibt uns jetzt die Sicherheit, dass wir bei Nebel und Schneetreiben
nicht an einer Hütte vorbei laufen werden. Der Weg durch das
Birkenwäldchen ist eine Plage, da hier auch gelegentlich
Schneescooter fahren und die Spur der Raupenstollen gefroren ist.
Die Spur daneben ist auch nicht besser, da hier der nötige Schnee
fehlt. Eigentlich war ich seelisch auf winterlich verschneite
Birkenwäldchen eingestellt. Trotzdem kommen wir gut voran und sind
zuversichtlich noch bei Tag unser erstes Etappenziel zu erreichen.
Das Gewicht des Rucksacks ist vergessen. Doch es kommt anders als
geplant. Eine kleine Unvorsichtigkeit und ich rutsche aus und falle
auf meinen Skistock. Der mag das gar nicht und bricht in der Mitte
auseinander. Die Moral von der Geschicht´- kauf billig bei ebay
nicht! Eigentlich hatten wir vereinbart, Ersatzstöcke mitzunehmen,
doch die sind, warum auch immer, zu Hause geblieben! Jetzt wir guter
Rat teuer. So können wir nicht weiter. Wir brauchen neue Stöcke und
möglichst Ersatzstöcke dazu. Doch woher nehmen? Wir schnallen die
Skier ab und gehen zurück nach Abisko. Unser erster Reservetag ist
im Eimer. Währen Bernd und Manfred durch die spiegelglatten und
menschenleeren Straßen irren, pass ich auf das Gepäck auf, wobei ich
mir hinter einer Hauswand vor dem eisigen Wind geschützt den Arsch
abfriere. Zum Glück habe ich die dicke Mütze, die dem Duft nach zu
schließen ein weibliches Wesen beim Sperrgutschalter am Flughafen
Stuttgart vergessen hat, mitgenommen. Obwohl ich sie im Hotel
gewaschen hatte umgibt sie ein weibliches Flair. Das tut gut in der
Kälte! Unverrichteter Dinge kommen sie nach einer guten halben
Stunde wieder zurück. Keine Stöcke, keine Möglichkeit zu
übernachten. Die Empfehlung, die sie mitbringen heißt Abisko Tourist
Station. Entfernung geschätzte fünf Kilometer. Der Zug führt erst um
17:00 Uhr. Somit ist Laufen angesagt. Der schmale Grat zwischen
vereister Fahrbahn der A10 und dem schneebedeckten Straßengraben ist
alles andere als optimal für ein zügiges Vorankommen. Zwei mal bin
ich ausgerutscht und mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken und
den Skiern unterm Arm auf die Schnauze gefallen. Wahrlich kein
Vergnügen. Doch wir schaffen es. Schließlich müssen wir die nächsten
neun Tage auch laufen und immer nur laufen. An der Rezeption der
Tourist Station, einer sehr komfortablen Jugendherberge, empfängt
uns eine charmante, hilfsbereite junge Schwedin - blond natürlich.
Wir schildern ihr unser Problem und sie hat die Lösung. Nach einem
kurzen Telefonat mit ihrem Chef hat sie die Erlaubnis uns die
gewünschten Skistöcke, die eigentlich nur verliehen werden für 40,-
Euro das Paar zu verkaufen. Die sind sogar in der Höhe verstellbar!
Mit Ersatz ausgestattet kann nichts mehr schief gehen! Wir beziehen
unser Vierbettzimmer, das wir mit einem jungen Studenten teilen. Bei
unseren Vorbereitungen für die Reise haben wir vereinbart, dass
jeder eine Überraschung mit bringt. Heute war Manfred derjenige, der
seine Überraschung unbedingt los werden wollte. Wir waren wirklich
gespannt, da wir keine Ahnung hatten, was er sich wohl ausgedacht
hatte. Die Überraschung war perfekt und ließ uns all die blöden
Dinge des Tages vergessen. Als quasi Schwabe, er ist allerdings in
Darmstadt geboren, was ihm verziehen sei, hat er drei kräftige
Scheiben bestens abgehangenen Rindfleisches in seinem Rucksack,
einschließlich aller Zutaten für einen Zwiebelrostbraten. Mit uns in
der großen Küche war eine Gruppe aus England, die sich gerade das
Abendessen zubereitete. Das war natürlich kein Zwiebelrostbraten! Um
die nicht durch den Duft unseres brutzelnden Fleisches neidisch zu
machen haben wir gewartet, bis die gegessen hatten. Einer der Jungs
war so gut im Zwiebel schneiden, dass er die zwei Zwiebel für
Manfred gleich mit geschnitten hat. Eins muss man Manfred lassen,
Zwiebelrostbraten zubereiten kann er! Schade, dass er bei dem vielen
Trockenfutter, das wir dabei hatten, seine weiteren Spezialitäten
nicht an den Mann bringen konnte. Als wir wohlig satt mit dem Spülen
und Aufräumen der Küche fertig waren, wollten wir uns hinsetzen und
in Ruhe den Tag ausklingen lassen und ein paar Zeilen lesen oder
schreiben. Doch der Pannen nicht genug, unser Zimmergast hat, wie es
sich gehört, das Zimmer abgeschlossen und ist zur Seilbahn gegangen,
um auf dem Berg Nordlicht zu beobachten. Unser Zimmerschlüssel lag
allerdings drinnen, da ihn keiner von uns mitgenommen hat. Somit gab
es auch keinen Verdauungsschnaps! Soll ja auch gesünder sein? Als
Zeitvertreib haben wir wenigstens alle Prospekte und Zeitungen
durchstöbern können. Doch das war langweilig. Wir wollten in die
Sauna! Das Mädel an der Rezeption hat uns aber nicht gesagt, und wir
haben auch nicht gefragt, dass man Saunatücher ausleihen kann. Also
haben wir in der Not zwei gebrauchte, halbwegs trockene Saunatücher
der Engländer-Truppe still und heimlich aus dem Wäschekorb genommen
– wird uns schon nicht umbringen – und haben die Sauna genossen.
Unser Zimmergast ist gegen später auch eingetroffen, da die Bahn
heute nicht gefahren ist. So hatten wir uns unseren ersten Tag nicht
vorgestellt. Aber er hat gezeigt, dass wir als Team optimal
zusammenarbeiten und Probleme schnell und unkompliziert bewältigen
können.
Sonntag, 31.1.2010 Abisko Tourist Station – Abiskojaure (15km)
Die
Strecke, die vor uns lag, auf dem gekennzeichneten Winterweg nach
Süden, war nicht sehr anspruchsvoll, da sie nur wenig Höhenprofil
hatte. Die Beschaffenheit des Weges kannten wir ja schon. So konnten
wir uns morgens Zeit lassen und gemütlich und in aller Ruhe unser
erstes Müsli futtern. Die morgendlichen Kalorien sollten, ergänzt
durch ein paar Müsliriegel, den ganzen Tag anhalten. Zum Trinken
haben wir drei Thermoskannen, zwei mit heißem Tee und eine mit
heißer Brühe hergerichtet. Gut eingepackt – es hatte doch zwanzig
Grad minus – schnappten wir unsere Skier und machten uns auf den
Weg. Doch halt – vorher noch auf die Toilette. Der Capuccino nach
dem Müsli hat immer geholfen, eine gewisse Regelmäßigkeit in unseren
Tagesablauf zu bringen. Wer will schon mal auf offener Strecke
müssen müssen! Nur wenige Meter nach dem Überqueren der immer noch
spiegelglatten Hauptverkehrsstrasse standen wir am Eingangstor zum
Abisko Nationalpark. Noch ein Foto für das Album und los geht es. Ab
jetzt kehrt Routine und Schweigen ein! Wir setzen Fuß vor Fuß,
passen auf, dass wir nicht ausrutschen und folgen dem mit
Andreaskreuzen gekennzeichneten Weg durch die niedrigen Birkenwälder
nach Süden. Nach eineinhalb Stunden die erste Pause. Die warme Suppe
und der Tee tun gut! Da, von ferne ein Motorengeräusch. Der erste
Skooter mit voll bepacktem Hänger, der uns überholt. Es sollte außer
dem Pärchen, das uns gegen Mittag entgegen kommt, die einzige
Berührung mit der Zivilisation für die nächsten vier Tage sein. Als
wir uns der Stelle nähern, an der im Sommer ein Fährmann die
Wanderer über den See bringt, entschließen wir uns denselben Weg
über das Eis zu nehmen. Es ist schon ein sehr mulmiges Gefühl, über
den See zu laufen, obwohl man sich sagt, dass unter einem mindest 50
cm Eis sein sollen. Wenn dann mitten auf der zu Eis erstarrten
„Dünenlandschaft“, die von 2-3 Zentimeter dicken Spalten durchzogen
wird, ein Grollen ähnlich einem nahenden Sommergewitter zu hören
ist, fällt einem das Herz in die Hose und der Adrenalinstoß macht
sich in einem roten Kopf und rasend schnellem Puls bemerkbar. Doch
immer die Ruhe bewahren. Der Stützpunkt ist nicht mehr weit. Gegen
16:00 Uhr erreichen wir endlich die Hütten von Abiskojaure, auf die
wir seit zwei Stunden zulaufen. Wir gehen von Hütte zu Hütte und
suchen die, in der sich der offene Schutzraum befindet. Nachdem wir
sie gefunden haben, wissen wir auch, wo es Holz gibt und wo die
Toiletten sind. Der Raum ist gemütlich eingerichtet nur etwas kalt
ist es. Nämlich genau so kalt wie draußen. Jetzt heißt es, den Ofen
anschmeißen und heizen was das Zeug hält. Ein ungeschriebenes Gesetz
sagt, dass man eine Hütte nie verlässt, ohne genügend Holzscheite
für das erste Feuer zu hinterlassen. So ist es auch hier und mit
Birkenrinden und kleinen Holzstücken hat Manfred, unser Pyromane
bald einen Hauch von Wärme in die Hütte gezaubert und die Kerzen die
wir dabei haben, verleihen dem Raum einen romantischen Touch. Doch
bevor der gemütliche Teil beginnt, muss noch Holz zum Schmelzen des
Schnees für Trinken und Abendessen gemacht werden! Nach einer guten
Stunde haben wir die Null-Grad-Grenze überschritten und das
Vollkornbrot ist auch schon aufgetaut. So können wir uns zum Vesper
an dem Tee, der übrig geblieben ist und an dem Trockenfleisch, das
ich als Überraschung dabei hatte gütlich tun. Nach einer weiteren
Stunde ist es schon richtig heiß in der Hütte und wir können daran
gehen, unsere durchschwitzten Sachen auszuziehen und zum Trocknen
aufzuhängen. So gegen sieben gibt es dann das erste selbst
angerührte Abendessen – indisches Reisgericht. Den restlichen Abend
lassen wir mit lesen, Tagebuch schreiben oder einfach relaxen,
ausklingen. Wir gehen bald zu Bett, denn morgen steht mit 20 km die
längste Strecke an. Vorher war da war noch ein kleines Problem zu
lösen. Der Raum hatte nur zwei Betten und wir waren zu dritt. Da wir
auf dem Boden schlafen nicht lustig fanden, haben wir etwas
„verschachtelt“ die Nacht verbracht. An dieser Stelle gilt Manfred
ein großes Dankeschön, denn er ist alle zwei Stunden aufgestanden
und hat Holz nachgelegt, damit wir morgens in einem wohlig warmen
„Wohnzimmer“ aufwachen.
Montag, 1. Februar 2010 Abiskojaure – Allesjaure (20km)
Das
Piepsen der Armbanduhr erinnert uns daran, dass wir bald aufstehen
wollten um spätestens um 8:00 Uhr, bei Morgengrauen loszulaufen.
Während auf dem Ofen der Schnee für unser obligatorisches Müsli und
den Trinkvorrat für den Tag schmilzt, gehen wir mit nacktem
Oberkörper zur Katzenwäsche ins Freie. Das bringt den Kreislauf so
richtig in Schwung! Nach dem Frühstück und der morgendlichen
Toilette waschen wir das Geschirr, kehren die Hütte aus und machen
uns auf den Weg. Vor uns stehen nicht nur 20 km Winterweg, sondern
auch ein Anstieg von 400 m auf 800 m. Die klirrende Kälte kann uns
nichts mehr anhaben, die kennen wir zwischenzeitlich und wissen mit
ihr umzugehen. Keine Handschuhe ausziehen, möglichst nicht hinfallen
und währen der Pausen die Rücksäcke nur kurz ablegen, um am Rücken
nicht auszukühlen. So gegen zehn geht hinter den Bergen die Sonne
auf und taucht die Landschaft in wunderbare Pastelltöne. Mit der
Präzision eines Uhrwerks ziehen wir den beschilderten Weg in
Serpentinen den Berg hinan. Die Steigung ist so moderat, dass wir
nie außer Atem kommen. Längst haben wir die Baumgrenze hinter uns
gelassen und suchen uns den Weg durch Geröllfelder und
Blaubeergestrüpp, in denen man einmal bis zu den Knien im Schnee
steckt und dann wieder die Skier ausziehen muss, weil der Wind den
letzten Rest von Schnee weg geweht hat. Einmal sehen wir am Hang
drei Rentiere auf ihrem Weg nach der Suche von Futter. Dies war die
einzige Abwechslung für den ganzen Tag. Wir kommen gut voran und
bekommen gegen Mittag auch mal einen Sonnenstrahl ab. Die Sonne
taucht die schneebedeckte Landschaft in wunderbare Aquarellfarben.
Am späten Nachmittag erreichen wir die Hütte von Allesjaure. Die
Hütte ist geräumig und vier Stockbetten reichen uns. Welch ein Luxus
– jeder hat ein eigenes Bett! Wir machen uns auf die Suche nach Holz
und stellen fest, dass im Vorratsraum für Holz keine Säge und kein
Beil hängen. Was tun? Nachdem uns trotz Trockenfleisch Hunger und
Durst plagen, beschließen wir, die ca. eineinhalb Meter langen
Birkenstämme im Nachschubverfahren in den Ofen zu schieben. Das hat
prima geklappt, da sich Manfred wieder bereit erklärt hat, die
Feuerwache zu übernehmen. Gegen 23 Uhr schauen wir noch einmal vor
die Hütte, um den sternenübersäten Himmel zu bestaunen. Wir sehen
nicht nur unendlich viele Sterne in der kalten glasklaren Nacht,
sondern auch das erste Polarlicht! Lindgrüne Schwaden, die am
nächtlichen Himmel hängen und sich wallend verschlingen oder
ausdehnen. Ein einmaliges Schauspiel! Als ich am Morgen von der
Katzenwäsche wieder zurück in die Hütte komme, entdecke ich Säge und
Beil neben der Eingangstür hängen. Hatten wir bei der Ankunft
Tomaten auf den Augen oder hat die Müdigkeit nach dem 20km-Marsch
unsere Sinne getrübt?
Dienstag, 2.Februar 2010 Allesjaure – Vistas (18 km)
Schon
wieder früh aufstehen! Heute hat mein Bruder Geburtstag und ich
möchte ihm via Satellitentelfon gratulieren. Außerdem haben unsere
Frauen seit Samstag nichts mehr von uns gehört. Doch alle Versuche,
eine Verbindung nft
Tomaten auf den Augen oder hat die Müdigkeit nach dem 20km-Marsch
unsere Sinne getrübt?
Dienstag, 2.Februar 2010:
Allesjaure – Vistas (18 km)
Schon
wieder früh aufstehen! Heute hat mein Bruder Geburtstag und ich
möchte ihm via Satellitentelfon gratulieren. Außerdem haben unsere
Frauen seit Samstag nichts mehr von uns gehört. Doch alle Versuche,
eine Verbindung mit den Satelliten herzustellen scheitern! Erst nach
unserer Rückkehr habe ich gelernt, dass man Sichtkontakt zum
Satelliten braucht und dass das Thuraya Satellitennetz gerade Mal
aus zwei Satelliten besteht, während IRIDIUM 86 Satelliten betreibt,
die insbesondere im hohen Norden beste Abdeckung gewährleisten
sollen. Das wollen wir bei der nächsten Tour ausprobieren.
Mittwoch, 3. Februar 2010:
Vistas - Nallo
wird fortgesetzt!
Donnerstag, 4. Februar 2010:
Nallo - Sälka