29.Januar bis 9.Februar
Mit Skiern auf dem Kungsleden in Schweden

http://www.stfturist.se/schweden_tourismus_urlaub.htm
 

Ganz schön kühl da oben!


Werner der Schneebär

                                        

 

Zusammenfassung:
Als mich Bernd im Spätsommer fragte, ob ich mit kommen will, zehn Tage auf Langlaufskiern auf dem Kungsleden (Königsweg) in Lappland von Hütte zu Hütte zu laufen, bis zu Knien im Schnee zu spuren und mit dem Risiko, wegen widriger Wetterverhältnisse bei minus 30 Grad auch mal im Schneeloch zu übernachten und das zu einem Zeitpunkt minimaler Sonnenscheindauer und unbewirtschafteter Hütten, habe ich nicht gleich mit Euphorie zugestimmt. Nachdem ich einige Berichte im Internet gelesen hatte, konnte ich mir vorstellen, dass das eine tolle Herausforderung ist, die auch Spaß machen kann. Gedacht - getan. Für alle, die das nach machen wollen hier einige Tipps:

a) Ausrüstung: Backcountry Langlaufskier mit scharf geschliffenen Kanten (wegen der Eisflächen), in der Länge verstellbare Skistöcke bester Qualität (!), Schuhe mit hohem Schaft, Schlafsack bis minus 30 Grad, Biwaksack, Sturmhaube, Skibrille, Funktionsunterwäsche, Stirnlampe, Kerzen, Teelichter, Ersatzbatterien, .....
b) Navigation: Karten 1:50.000 in Schweden bestellen, abschnittsweise als Backup einscannen und auf wasserfestem Papier ausdrucken, Kompass. GPS-Gerät, Achtung! Das Gitternetz der schwedischen Karten ist ein anderes! Track vorher planen und auf das Gerät spielen. Genauigkeit vor Ort sofort testen! 300 m Abweichung können tödlich sein!
c) Kommunikation: Satellitentelefon ausleihen empfehlenswert. Nur IRIDIUM, kein Thuray, da meistens kein Sichtkontakt zu den zwei Satelliten. Die Funktion der Nottelefone in den Hütten ist nicht immer gewährleistet! Handyprovider sollte einen Vertrag mit Thalia-S haben. d) Kondition: mindestens zwei Monate vorher mit Konditionstraining beginnen. Rucksackgewicht langsam auf Zielgewicht von ca. sechzehn Kilo steigern.
 

horizontal rule

Schon früh im Herbst begannen wir drei mit den Vorbereitungen für unseren zehntägigen Trip auf dem Kungsleden im schwedischen Lappland. Das Abenteuer sollte Anfang Februar beginnen, zu einem Zeitpunkt, an dem die Hütten auf der Route noch nicht bewirtschaftet sind. Da ist die Wahrscheinlichkeit einem Touristen oder Schneescooter zu begegnen sehr gering. Dafür gibt es keine Platzprobleme in den Schutzräumen der Hütten des STF (Svenska Turistföreningen). Das heißt aber auch, dass wir die Verpflegung für die zehn Tage mitnehmen und auch tragen müssen. Manche ziehen es vor, ihr Hab und Gut in einer Aluminiumwanne (Pulka) hinter sich her zu ziehen, doch meine erfahrenen Partner haben dringend davon abgeraten. Sie hatten Recht! In dem Gelände in dem wir uns bewegt haben wäre dies ein Horror gewesen. Die Route, die Bernd, der alle Wege und Schutzhütten schon kannte, gewählt hat, wich etwas vom Standard ab. Wir wollten nicht auf dem mit Andreaskreuzen gekennzeichneten Kungsleden (Königsweg) über den Tjekta-Pass laufen, sondern wählten den etwas "seniorengerechteren" Weg über Vistas und Nallo.

Freitag, 29. Januar 2010 - Flug Stuttgart - Kiruna
Kurz vor elf trafen wir uns, vollgepackt mit Rucksack, Ski und kleinem Handgepäck am Flughafen Stuttgart. Die Skier haben wir - drei in einem Sack - als Sondergepäck aufgegeben. Zum Glück hatte das starke Schneetreiben der Vortage, das zu einigen Flugausfällen geführt hatte rechtzeitig aufgehört, sodass wir pünktlich abfliegen konnten. Über München und Stockholm sind wir nach zwölf nicht enden wollenden Stunden in Kiruna gelandet. Als wir in Stockholm den Flieger wechselten, hat es so stark geschneit, dass wir Sorge hatten, da übernachten zu müssen. Wir hatten Glück. Nach dem Enteisen der Tragflächen hob der Vogel etwas verspätet mit an die zweihundert Passagieren an Bord ab in die dunkle Nacht. Die Landung war perfekt und die Passagiere hasteten zur Gepäcksausgabe. Die Eile war berechtigt, denn nur wir wussten offensichtlich nicht, dass Taxis in Kiruna Mangelware sind. So machten wir erst mal Bekanntschaft mit Warten auf ein Taxi bei minus 25 Grad. Ganz schön kalt, besonders in den Zehen! Wir hatten ja noch unsere Ausgehsachen an. Nachdem alle Fahrzeuge, die kamen ofensichtlich bestellt waren, erinnerte ich mich an ein gelbes Telefon im Flughafengebäude an dem TAXI stand. Bernd, der des Schwedischen und Englischen mächtig war hat dann auch ein Taxi für uns geordert - wir waren fast die letzten - das nach fünfzehn Minuten auch kam und uns zum Hotel brachte. Erleichtert fielen wir in die weichen Ledersessel und ließen den Abend im Empfangsraum des Hotels bei Bier ausklingen. So gut und tief habe ich schon lange nicht mehr geschlafen.

Samstag, 30. Januar 2010 Kiruna - Abisko - Abisko Tourist Station (5km)
Nach einem köstlichen und ausreichenden Frühstück mit schwedischen Heringssalaten, Knäckebrot, Butter und Marmelade, Ham and Eggs hätte es auch noch gegeben, schlendern wir noch einen kurz über den Hauptplatz von Kiruna. Die Geschäfte sind um neuen zum Glück noch alle geschlossen, sodass der Erkundungstrip nur von kurzer Dauer ist. Das Thermometer zeigt minus 24 Grad und ein eisiger Wind wirbelt den lockeren Pulverschnee durch die Gassen. Das sind gefühlte 35 Grad. Fotografieren vergeht einem bald, denn nach wenigen Minuten sind die Finger steif und blau und freuen sich auf die doppelten Handschuhe. Zurück zum Hotel schnappen wir unsere Rucksäcke und Skier und gehen Richtung Bahnhof. Dort warten schon einige Fahrgäste, darunter nicht wenige asiatischen Aussehens, auf den Zug nach Narvik. Pünktlich verlassen wir die warme Bahnhofshall und gehen auf den Bahnsteig. Keiner folgt uns. Seltsam! Zehn Minuten über der Zeit gehen wir wieder zurück in die warme Stube, um zu erfahren, dass der Zug voraussichtlich eine Stunde später als geplant eintreffen wird. Das passt überhaupt nicht in unseren Plan, da wir gleich nach der Ankunft in Abisko los laufen wollten. Nach kurzer Abwägung der Möglichkeiten, entschließen wir uns für teures Geld ein Taxi zu nehmen. Der junge Mann am Empfang des nahe gelegenen Hotels ist so freundlich uns das Taxi zu bestellen, da wir nirgends die Nummer einer Taxizentrale finden konnten. Nach einer viertel Stunde können wir unsere riesigen Rucksäcke und Skier im Auto verstauen und mit 100 Sachen geht es auf spiegelglatter Strasse nach Abisko. Die Fahrt ist abenteuerlich, denn immer wenn eine großer Laster entgegenkommt ist die Sicht wegen des aufgewirbelten Schnees für Sekunden gleich null. Nach einer Stunde Fahrt setz und der Taxifahrer am Bahnhof in Abisko ab. Jetzt geht es los. Einige hundert Meter hinter den Geleisen beginnt der Winterweg. Das GPS noch schnell eingeschaltete, Position gecheckt, passt. Beim Laufen ohne Skier muss man höllisch aufpassen, denn das ganze Nest scheint vereist zu sein. Offensichtlich hatten die vergangene Woche Temperaturen über dem Gefrierpunkt. Mit den Skiern an den Füßen geht es schon etwas besser, wenngleich sehr ungewohnt. Jetzt müssen wir nur noch den mit Andreaskreuzen gekennzeichneten Winterweg finden. An der ersten Kreuzung im Gelände stellt sich schon die gute Frage - links oder rechts? Das GPS zeigt uns an, dass in ca. 100m Entfernung der Winterweg ist. Also quer durch das Gestrüpp und siehe da, er ist tatsächlich da. Damit hat sich die tagelange Beschäftigung mit der Feinheiten der GPS-Navigation gelohnt. Karten in Schweden bestellen, einscannen, auf das Schwedische Gitternetz justieren, Waypoints definieren und alternative Routen aus dem Internet herunterladen. Es gibt uns jetzt die Sicherheit, dass wir bei Nebel und Schneetreiben nicht an einer Hütte vorbei laufen werden. Der Weg durch das Birkenwäldchen ist eine Plage, da hier auch gelegentlich Schneescooter fahren und die Spur der Raupenstollen gefroren ist. Die Spur daneben ist auch nicht besser, da hier der nötige Schnee fehlt. Eigentlich war ich seelisch auf winterlich verschneite Birkenwäldchen eingestellt. Trotzdem kommen wir gut voran und sind zuversichtlich noch bei Tag unser erstes Etappenziel zu erreichen. Das Gewicht des Rucksacks ist vergessen. Doch es kommt anders als geplant. Eine kleine Unvorsichtigkeit und ich rutsche aus und falle auf meinen Skistock. Der mag das gar nicht und bricht in der Mitte auseinander. Die Moral von der Geschicht´- kauf billig bei ebay nicht! Eigentlich hatten wir vereinbart, Ersatzstöcke mitzunehmen, doch die sind, warum auch immer, zu Hause geblieben! Jetzt wir guter Rat teuer. So können wir nicht weiter. Wir brauchen neue Stöcke und möglichst Ersatzstöcke dazu. Doch woher nehmen? Wir schnallen die Skier ab und gehen zurück nach Abisko. Unser erster Reservetag ist im Eimer. Währen Bernd und Manfred durch die spiegelglatten und menschenleeren Straßen irren, pass ich auf das Gepäck auf, wobei ich mir hinter einer Hauswand vor dem eisigen Wind geschützt den Arsch abfriere. Zum Glück habe ich die dicke Mütze, die dem Duft nach zu schließen ein weibliches Wesen beim Sperrgutschalter am Flughafen Stuttgart vergessen hat, mitgenommen. Obwohl ich sie im Hotel gewaschen hatte umgibt sie ein weibliches Flair. Das tut gut in der Kälte! Unverrichteter Dinge kommen sie nach einer guten halben Stunde wieder zurück. Keine Stöcke, keine Möglichkeit zu übernachten. Die Empfehlung, die sie mitbringen heißt Abisko Tourist Station. Entfernung geschätzte fünf Kilometer. Der Zug führt erst um 17:00 Uhr. Somit ist Laufen angesagt. Der schmale Grat zwischen vereister Fahrbahn der A10 und dem schneebedeckten Straßengraben ist alles andere als optimal für ein zügiges Vorankommen. Zwei mal bin ich ausgerutscht und mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken und den Skiern unterm Arm auf die Schnauze gefallen. Wahrlich kein Vergnügen. Doch wir schaffen es. Schließlich müssen wir die nächsten neun Tage auch laufen und immer nur laufen. An der Rezeption der Tourist Station, einer sehr komfortablen Jugendherberge, empfängt uns eine charmante, hilfsbereite junge Schwedin - blond natürlich. Wir schildern ihr unser Problem und sie hat die Lösung. Nach einem kurzen Telefonat mit ihrem Chef hat sie die Erlaubnis uns die gewünschten Skistöcke, die eigentlich nur verliehen werden für 40,- Euro das Paar zu verkaufen. Die sind sogar in der Höhe verstellbar! Mit Ersatz ausgestattet kann nichts mehr schief gehen! Wir beziehen unser Vierbettzimmer, das wir mit einem jungen Studenten teilen. Bei unseren Vorbereitungen für die Reise haben wir vereinbart, dass jeder eine Überraschung mit bringt. Heute war Manfred derjenige, der seine Überraschung unbedingt los werden wollte. Wir waren wirklich gespannt, da wir keine Ahnung hatten, was er sich wohl ausgedacht hatte. Die Überraschung war perfekt und ließ uns all die blöden Dinge des Tages vergessen. Als quasi Schwabe, er ist allerdings in Darmstadt geboren, was ihm verziehen sei, hat er drei kräftige Scheiben bestens abgehangenen Rindfleisches in seinem Rucksack, einschließlich aller Zutaten für einen Zwiebelrostbraten. Mit uns in der großen Küche war eine Gruppe aus England, die sich gerade das Abendessen zubereitete. Das war natürlich kein Zwiebelrostbraten! Um die nicht durch den Duft unseres brutzelnden Fleisches neidisch zu machen haben wir gewartet, bis die gegessen hatten. Einer der Jungs war so gut im Zwiebel schneiden, dass er die zwei Zwiebel für Manfred gleich mit geschnitten hat. Eins muss man Manfred lassen, Zwiebelrostbraten zubereiten kann er! Schade, dass er bei dem vielen Trockenfutter, das wir dabei hatten, seine weiteren Spezialitäten nicht an den Mann bringen konnte. Als wir wohlig satt mit dem Spülen und Aufräumen der Küche fertig waren, wollten wir uns hinsetzen und in Ruhe den Tag ausklingen lassen und ein paar Zeilen lesen oder schreiben. Doch der Pannen nicht genug, unser Zimmergast hat, wie es sich gehört, das Zimmer abgeschlossen und ist zur Seilbahn gegangen, um auf dem Berg Nordlicht zu beobachten. Unser Zimmerschlüssel lag allerdings drinnen, da ihn keiner von uns mitgenommen hat. Somit gab es auch keinen Verdauungsschnaps! Soll ja auch gesünder sein? Als Zeitvertreib haben wir wenigstens alle Prospekte und Zeitungen durchstöbern können. Doch das war langweilig. Wir wollten in die Sauna! Das Mädel an der Rezeption hat uns aber nicht gesagt, und wir haben auch nicht gefragt, dass man Saunatücher ausleihen kann. Also haben wir in der Not zwei gebrauchte, halbwegs trockene Saunatücher der Engländer-Truppe still und heimlich aus dem Wäschekorb genommen – wird uns schon nicht umbringen – und haben die Sauna genossen. Unser Zimmergast ist gegen später auch eingetroffen, da die Bahn heute nicht gefahren ist. So hatten wir uns unseren ersten Tag nicht vorgestellt. Aber er hat gezeigt, dass wir als Team optimal zusammenarbeiten und Probleme schnell und unkompliziert bewältigen können.

Sonntag, 31.1.2010 Abisko Tourist Station – Abiskojaure (15km)
Die Strecke, die vor uns lag, auf dem gekennzeichneten Winterweg nach Süden, war nicht sehr anspruchsvoll, da sie nur wenig Höhenprofil hatte. Die Beschaffenheit des Weges kannten wir ja schon. So konnten wir uns morgens Zeit lassen und gemütlich und in aller Ruhe unser erstes Müsli futtern. Die morgendlichen Kalorien sollten, ergänzt durch ein paar Müsliriegel, den ganzen Tag anhalten. Zum Trinken haben wir drei Thermoskannen, zwei mit heißem Tee und eine mit heißer Brühe hergerichtet. Gut eingepackt – es hatte doch zwanzig Grad minus – schnappten wir unsere Skier und machten uns auf den Weg. Doch halt – vorher noch auf die Toilette. Der Capuccino nach dem Müsli hat immer geholfen, eine gewisse Regelmäßigkeit in unseren Tagesablauf zu bringen. Wer will schon mal auf offener Strecke müssen müssen! Nur wenige Meter nach dem Überqueren der immer noch spiegelglatten Hauptverkehrsstrasse standen wir am Eingangstor zum Abisko Nationalpark. Noch ein Foto für das Album und los geht es. Ab jetzt kehrt Routine und Schweigen ein! Wir setzen Fuß vor Fuß, passen auf, dass wir nicht ausrutschen und folgen dem mit Andreaskreuzen gekennzeichneten Weg durch die niedrigen Birkenwälder nach Süden. Nach eineinhalb Stunden die erste Pause. Die warme Suppe und der Tee tun gut! Da, von ferne ein Motorengeräusch. Der erste Skooter mit voll bepacktem Hänger, der uns überholt. Es sollte außer dem Pärchen, das uns gegen Mittag entgegen kommt, die einzige Berührung mit der Zivilisation für die nächsten vier Tage sein. Als wir uns der Stelle nähern, an der im Sommer ein Fährmann die Wanderer über den See bringt, entschließen wir uns denselben Weg über das Eis zu nehmen. Es ist schon ein sehr mulmiges Gefühl, über den See zu laufen, obwohl man sich sagt, dass unter einem mindest 50 cm Eis sein sollen. Wenn dann mitten auf der zu Eis erstarrten „Dünenlandschaft“, die von 2-3 Zentimeter dicken Spalten durchzogen wird, ein Grollen ähnlich einem nahenden Sommergewitter zu hören ist, fällt einem das Herz in die Hose und der Adrenalinstoß macht sich in einem roten Kopf und rasend schnellem Puls bemerkbar. Doch immer die Ruhe bewahren. Der Stützpunkt ist nicht mehr weit. Gegen 16:00 Uhr erreichen wir endlich die Hütten von Abiskojaure, auf die wir seit zwei Stunden zulaufen. Wir gehen von Hütte zu Hütte und suchen die, in der sich der offene Schutzraum befindet. Nachdem wir sie gefunden haben, wissen wir auch, wo es Holz gibt und wo die Toiletten sind. Der Raum ist gemütlich eingerichtet nur etwas kalt ist es. Nämlich genau so kalt wie draußen. Jetzt heißt es, den Ofen anschmeißen und heizen was das Zeug hält. Ein ungeschriebenes Gesetz sagt, dass man eine Hütte nie verlässt, ohne genügend Holzscheite für das erste Feuer zu hinterlassen. So ist es auch hier und mit Birkenrinden und kleinen Holzstücken hat Manfred, unser Pyromane bald einen Hauch von Wärme in die Hütte gezaubert und die Kerzen die wir dabei haben, verleihen dem Raum einen romantischen Touch. Doch bevor der gemütliche Teil beginnt, muss noch Holz zum Schmelzen des Schnees für Trinken und Abendessen gemacht werden! Nach einer guten Stunde haben wir die Null-Grad-Grenze überschritten und das Vollkornbrot ist auch schon aufgetaut. So können wir uns zum Vesper an dem Tee, der übrig geblieben ist und an dem Trockenfleisch, das ich als Überraschung dabei hatte gütlich tun. Nach einer weiteren Stunde ist es schon richtig heiß in der Hütte und wir können daran gehen, unsere durchschwitzten Sachen auszuziehen und zum Trocknen aufzuhängen. So gegen sieben gibt es dann das erste selbst angerührte Abendessen – indisches Reisgericht. Den restlichen Abend lassen wir mit lesen, Tagebuch schreiben oder einfach relaxen, ausklingen. Wir gehen bald zu Bett, denn morgen steht mit 20 km die längste Strecke an. Vorher war da war noch ein kleines Problem zu lösen. Der Raum hatte nur zwei Betten und wir waren zu dritt. Da wir auf dem Boden schlafen nicht lustig fanden, haben wir etwas „verschachtelt“ die Nacht verbracht. An dieser Stelle gilt Manfred ein großes Dankeschön, denn er ist alle zwei Stunden aufgestanden und hat Holz nachgelegt, damit wir morgens in einem wohlig warmen „Wohnzimmer“ aufwachen.

Montag, 1. Februar 2010 Abiskojaure – Allesjaure (20km)
Das Piepsen der Armbanduhr erinnert uns daran, dass wir bald aufstehen wollten um spätestens um 8:00 Uhr, bei Morgengrauen loszulaufen. Während auf dem Ofen der Schnee für unser obligatorisches Müsli und den Trinkvorrat für den Tag schmilzt, gehen wir mit nacktem Oberkörper zur Katzenwäsche ins Freie. Das bringt den Kreislauf so richtig in Schwung! Nach dem Frühstück und der morgendlichen Toilette waschen wir das Geschirr, kehren die Hütte aus und machen uns auf den Weg. Vor uns stehen nicht nur 20 km Winterweg, sondern auch ein Anstieg von 400 m auf 800 m. Die klirrende Kälte kann uns nichts mehr anhaben, die kennen wir zwischenzeitlich und wissen mit ihr umzugehen. Keine Handschuhe ausziehen, möglichst nicht hinfallen und währen der Pausen die Rücksäcke nur kurz ablegen, um am Rücken nicht auszukühlen. So gegen zehn geht hinter den Bergen die Sonne auf und taucht die Landschaft in wunderbare Pastelltöne. Mit der Präzision eines Uhrwerks ziehen wir den beschilderten Weg in Serpentinen den Berg hinan. Die Steigung ist so moderat, dass wir nie außer Atem kommen. Längst haben wir die Baumgrenze hinter uns gelassen und suchen uns den Weg durch Geröllfelder und Blaubeergestrüpp, in denen man einmal bis zu den Knien im Schnee steckt und dann wieder die Skier ausziehen muss, weil der Wind den letzten Rest von Schnee weg geweht hat. Einmal sehen wir am Hang drei Rentiere auf ihrem Weg nach der Suche von Futter. Dies war die einzige Abwechslung für den ganzen Tag. Wir kommen gut voran und bekommen gegen Mittag auch mal einen Sonnenstrahl ab. Die Sonne taucht die schneebedeckte Landschaft in wunderbare Aquarellfarben. Am späten Nachmittag erreichen wir die Hütte von Allesjaure. Die Hütte ist geräumig und vier Stockbetten reichen uns. Welch ein Luxus – jeder hat ein eigenes Bett! Wir machen uns auf die Suche nach Holz und stellen fest, dass im Vorratsraum für Holz keine Säge und kein Beil hängen. Was tun? Nachdem uns trotz Trockenfleisch Hunger und Durst plagen, beschließen wir, die ca. eineinhalb Meter langen Birkenstämme im Nachschubverfahren in den Ofen zu schieben. Das hat prima geklappt, da sich Manfred wieder bereit erklärt hat, die Feuerwache zu übernehmen. Gegen 23 Uhr schauen wir noch einmal vor die Hütte, um den sternenübersäten Himmel zu bestaunen. Wir sehen nicht nur unendlich viele Sterne in der kalten glasklaren Nacht, sondern auch das erste Polarlicht! Lindgrüne Schwaden, die am nächtlichen Himmel hängen und sich wallend verschlingen oder ausdehnen. Ein einmaliges Schauspiel! Als ich am Morgen von der Katzenwäsche wieder zurück in die Hütte komme, entdecke ich Säge und Beil neben der Eingangstür hängen. Hatten wir bei der Ankunft Tomaten auf den Augen oder hat die Müdigkeit nach dem 20km-Marsch unsere Sinne getrübt?

Dienstag, 2.Februar 2010 Allesjaure – Vistas (18 km)
Schon wieder früh aufstehen! Heute hat mein Bruder Geburtstag und ich möchte ihm via Satellitentelfon gratulieren. Außerdem haben unsere Frauen seit Samstag nichts mehr von uns gehört. Doch alle Versuche, eine Verbindung nft Tomaten auf den Augen oder hat die Müdigkeit nach dem 20km-Marsch unsere Sinne getrübt?

Dienstag, 2.Februar 2010:
Allesjaure – Vistas (18 km)
Schon wieder früh aufstehen! Heute hat mein Bruder Geburtstag und ich möchte ihm via Satellitentelfon gratulieren. Außerdem haben unsere Frauen seit Samstag nichts mehr von uns gehört. Doch alle Versuche, eine Verbindung mit den Satelliten herzustellen scheitern! Erst nach unserer Rückkehr habe ich gelernt, dass man Sichtkontakt zum Satelliten braucht und dass das Thuraya Satellitennetz gerade Mal aus zwei Satelliten besteht, während IRIDIUM 86 Satelliten betreibt, die insbesondere im hohen Norden beste Abdeckung gewährleisten sollen. Das wollen wir bei der nächsten Tour ausprobieren.

Mittwoch, 3. Februar 2010:
Vistas - Nallo

wird fortgesetzt!

 

 

Donnerstag, 4. Februar 2010:
Nallo - Sälka